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René Deltgen - Eine Schauspielerkarriere

Auteurs: Uli Jung, Paul Lesch, Jean-Paul Raths, Michael Wenk

 

Editeur: CNA

 

Format: 17 x 23,5 cm - 220 pages  - broché

 

Langue: luxembourgeois, allemand

 

Année: 2002

 

 

René Deltgen ist den meisten noch als Grossvater in der HEIDI-Serie und als Paul Temple in der bekannten Hörspiel-Folge bekannt. In den 30er Jahren war der Luxemburger Schauspieler ein populärer Star  in deutschen Abenteuer-, Kriminal- und Zirkusfilmen, wie "KAUTSCHUK" (1938) oder "ZIRKUS RENZ" (1943). Er spielte mit Vorliebe den Haudegen, oft auch den Bösewicht, bevor er in reiferen Jahren zu weiteren Paraderollen als alternder Patriarch fand.

 

Deltgens Film-und Theaterkarriere werden in diesem Buch ausführlich nachgezeichnet.

Unter Einbeziehung zeitgenössischer Pressestimmen werden dabei auch die darstellerische Wirkung und Entwicklung des populären Schauspielers analysiert. Das vorliegende Buch unternimmt somit erstmalig den Versuch, das künstlerische Wirken René Deltgens en détail zu untersuchen und zu kontextualisieren.

 

Für das deutsche Lesepublikum schliesst die Untersuchung eine filmgeschichtliche Lücke; für das luxemburgische ist sie aber (auch) ein Stück zeitgeschichtliche Aufarbeitung. Für viele Luxemburger überwiegt noch heute der Prozess, der Deltgen nach dem Krieg gemacht wurde. Ziel dieses Buches ist es demnach auch, seine Haltung im Dritten Reich sowie sein 'Image' in Luxemburg vor, während und nach dem Krieg objektiv und differenziert darzustellen.

 

Informations complémentaires

 

Das Centre national de l'audiovisuel (CNA) in Luxemburg ist als nationales Filmarchiv und Filmforschungsinstitut bestrebt, die Karriere der wenigen auch im Ausland bekannten Luxemburger Schauspieler und Regisseure zu dokumentieren. Im Jahre 1995 erschien im Rahmen dieser Arbeit ein Band über Germaine Damar, Star im deutschen Revue-Film der 50er Jahre, (TANZENDE STERNE, DIE BEINE VON DOLORES, 1000 STERNE LEUCHTEN). 1999 folgte ein Buch über den Luxemburger Regisseur René Leclère, der Anfang der 30er Jahre in Belgien den viel bemerkten, aber heute leider verschollenen Spielfilm UN CLOWN DANS LA RUE und später in Luxemburg mehrere Dokumentarfilme drehte.

Dass das CNA erst daraufhin mit der Recherche-Arbeit über Luxemburgs wohl bekanntesten Schauspieler René Deltgen begann, hat mehrere Gründe. Die über vierzig Jahre währende Tätigkeit des Schauspielers in Deutschland, die insgesamt etwa neunzig Film- und Fernsehrollen sowie seine weniger bekannte, aber ihm wohl wichtigere Karriere beim Theater, verlangten eine umfassendere und intensivere Beschäftigung mit dem 1979 verstorbenen Darsteller.

Die Tatsache, dass Deltgens Filmkarriere im ‚Dritten Reich’ ihren Höhepunkt erreichte, rief jedoch bei den Luxemburgern auch vielfach gemischte Gefühle hervor. Den älteren Generationen ist der Schauspieler noch aus KAUTSCHUK oder später als Paul Temple im Hörspiel und als Großvater in der HEIDI-Serie bekannt, doch überwiegt für viele seiner Landsleute der Prozess, der ihm nach dem Krieg gemacht wurde, übrigens nicht aufgrund seiner Filmkarriere, sondern wegen zwei von ihm unterzeichneten Aufrufe zugunsten Nazi-Deutschlands. René Deltgen wurde 1946 zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren, einem Bußgeld und dem Verlust der luxemburgischen Staatsbürgerschaft verurteilt, was ihn nachhaltig für viele Luxemburger als „Kollaborateur“ abstempelte. Obwohl Deltgen in den 60er Jahren wieder in Luxemburg auftrat, blieben vor allem diejenigen, die besonders unter der Naziherrschaft gelitten hatten, dem Schauspieler gegenüber skeptisch.

Ziel dieses Buches ist es unter anderem, die genauen Tatbestände zu rekonstruieren, an die sich nach 55 Jahren wohl auch in Luxemburg die wenigsten noch wirklich erinnern können. Der Luxemburger Historiker Paul Lesch recherchiert den ‚Fall’ Deltgen und das gespaltene Verhältnis zwischen dem Künstler und seinem Heimatland. Anhand zahlreicher Zeitungsartikel und Kommentare von Zeitgenossen verfolgt er, wie seit Anfang der 30er Jahre bis in die Nachkriegsjahre Deltgens Karriere in Deutschland und seine Auftritte im Großherzogtum im Kontext des damaligen Zeitgeschehens rezensiert und ausgelegt wurden. Vor allem aber gelingt dem Autor in absentia der offiziellen Unterlagen eine Darstellung des Prozesses und somit der Argumente, die in dessen Verlauf für und gegen Deltgen aufgeführt wurden.

Obwohl René Deltgen den meisten, sowohl in Luxemburg als auch in Deutschland, als populärer Film- und Fernsehschauspieler in Erinnerung bleibt, war dem Künstler selbst seine Theaterkarriere sicherlich am wichtigsten. Er hat auf der Bühne weit mehr (über 200!) – und wohl auch die anspruchsvolleren – Rollen gespielt als in Film und Fernsehen, und hat auch öfters Stücke selbst inszeniert. Aus diesem Grund schien es nicht vertretbar, wie sonst in Büchern über Schauspieler oft üblich, diese Komponente seines Schaffens nur in einigen Sätzen zu erwähnen. Da von den Aufführungen aber nichts überlebt hat, außer Fotos und den Rezensionen, stellte sich die Nachforschung auf diesem Gebiet als besonders kompliziert heraus. Dank aufwändiger Recherchen sowie Interviews mit einigen noch lebenden Zeitzeugen gelang dem Autor Jean-Paul Raths mit Hilfe von Marc Baum und Jörg Hahn trotzdem eine vermutlich vollständige Aufzählung von Deltgens Rollen und Inszenierungen. Seine Theaterlaufbahn – von seinem Durchbruch 1931 in Friedrich Forsters Der Graue bis hin zu seiner Interpretation des Vaters in Harold Pinters damals kontrovers diskutiertem Stück Die Heimkehr – konnte auf diese Weise detailliert beschrieben werden. Auch wurde der Versuch einer Charakterisierung seines Spieles und seiner Rollentypen unternommen.

Bekannt wurde Deltgen jedoch erst durch den Film. Auf der Leinwand war er ab 1935 zu sehen, hauptsächlich in Abenteuer-, Kriminal- und Zirkusfilmen. Festgelegt wurde Deltgen vor allem auf Rollen als Lebemann und Macho. Er spielte den Haudegen, oft auch den Bösewicht und fand in reiferen Jahren zu einer weiteren Paraderolle als alternder Patriarch. Die meisten Kinofilme und fast sämtliche Fernsehspiele, in denen er mitgewirkt hat, konnten von den Autoren gesichtet werden, so dass hier eine intensivere Besprechung und Darstellung sowohl der Filme selbst als auch von Deltgens Rollen möglich war. Im Kapitel „Ein Kerl zum Pferdestehlen“ zeichnet Michael Wenk ausführlich Deltgens Filmkarriere nach. Unter Einbeziehung zeitgenössischer Pressestimmen analysiert er dabei auch die darstellerische Wirkung und Entwicklung des durch sein vielfach artistisch anmutendes Spiel populär gewordenen Schauspielers.

Während die wichtigsten Nazipropagandafilme immer wieder analysiert worden sind, wurde im Laufe der Nachkriegsjahre dem nationalsozialistischen Unterhaltungsfilm relativ wenig Aufmerksamkeit gewidmet, so dass viele der hier erwähnten Streifen noch kaum besprochen worden sind. Doch auch Uli Jung in seinem Beitrag über die politischen Filme Deltgens betritt größtenteils Neuland. Tatsächlich hat René Deltgen in keinem der bekannten und bereits vielfach erforschten Propagandafilme mitgewirkt. Er hat zudem in den politischen Streifen fast immer Nebenrollen gespielt, wobei er allerdings regelmäßig Figuren verkörperte, die Jung als das ‚umkämpfte Terrain’ bezeichnet. Gemeint sind damit Menschen, die im Verlauf der Handlung von ihrem ‚falschen Bewusstsein‘ bekehrt und zu nationalsozialistischen Idealen konvertiert werden.

Wie der Schauspieler zu diesen nationalsozialistisch geprägten Filmen und Rollen stand, bleibt jedoch wohl definitiv unergründbar, da Deltgen selbst sich nie öffentlich dazu geäußert hat, genauso wenig übrigens wie zu den ebenfalls ideologisch belasteten Theaterstücken, die er auf der Bühne gespielt hat. Wenigstens kann der politische Inhalt der Filme heute noch ermittelt werden, während die Autoren des Theaterkapitels zur Beurteilung des Propagandainhalts lediglich die Texte der Stücke und einige – im Dritten Reich in dieser Hinsicht sicherlich nicht immer vertrauenswürdigen - Rezensionen vorliegen hatten. Auch ist unbekannt, inwiefern und mit welchen Konsequenzen Deltgen einige dieser Filme und Stücke eventuell hätte ablehnen können.

Michael Wenks Biographie fasst noch einmal das Leben des Schauspielers zusammen und vermittelt dem Leser einen Einblick in den Menschen Deltgen.

Das vorliegende Buch unternimmt somit erstmalig den Versuch, das künstlerische Wirken René Deltgens en détail zu untersuchen und zu kontextualisieren. Es möchte dazu beitragen, die historischen Umstände, unter denen ein luxemburgischer Schauspieler in Deutschland Karriere machte, zu verstehen. Für das deutsche Lesepublikum erschließt die Untersuchung eine filmgeschichtliche Lücke; für das luxemburgische ist sie (auch) ein Stück zeitgeschichtliche Aufarbeitung.

 

 


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